Bezug auf Aussagen von Jim Reid von der Deutsche Bank AG nehmend, hätten sich die Debatten um ein Tapering unter Mitgliedern des Offenmarktausschusses der Federal Reserve zu Jahresbeginn plötzlich deutlich verändert. Dabei drehen sich die Dinge nicht nur um diese Debatte, sondern es sollte zudem auch nicht Acht gelassen werden, dass es sich um dieselben ahnungslosen Geisterfahrer handelt, welche die globale Wirtschaft mittels ihrer Geldpolitik an den Rand eines Zusammenbruchs gebracht haben.

Alles, was aus aktueller Sicht noch zwischen einem „Weiter so“ und einem systemischen Crash steht, sind die vier Milliarden US-Dollar an Liquidität pro Tag (120 Milliarden US-Dollar pro Monat), welche die Fed zur Verhinderung eines Marktkollapses in die Finanzmärkte pumpt. Unter den Mitgliedern des Offenmarktausschusses scheint inzwischen eine ebenso große Konfusion über die weitere Zinsentwicklung zu herrschen wie unter allen anderen Mitgliedern der Gesellschaft. Zu berücksichtigen sind die folgenden Aussagen:

 

Auch Bloomberg wies jüngst darauf hin, dass unter Offiziellen der Federal Reserve keine Einigkeit mehr bestünde, zu welchem Zeitpunkt auf das QE-Bremspedal getreten werden sollte. Unter Investoren, die sich ob der ganzen Debatten in Bezug auf „Taper Tantrum“ an die Markteinbrüche in den Jahren 2013 und 2018 erinnerten, führe diese Entwicklung mittlerweile zu einer wachsenden Nervosität.

Vier der 18 Offiziellen haben sich offen zugunsten einer Reduzierung der Bondankäufe der Fed bis Jahresende ausgesprochen. Im Gegensatz dazu pochen einige andere Mitglieder auf deren Ansicht, dass eine solche Debatte verfrüht sei, worunter sich auch der Vizevorsitzende der Fed, Clarida, befindet.

Doch Bondinvestoren nehmen die vom Offenmarktausschuss ausgehenden Signale wahr, ohne länger auf klare Antworten zu warten, indem sie den Zins auf Regierungsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren in den letzten Wochen auf fast 1,2 % getrieben haben. Eine Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Neben Vize-Chef Richard Clarida verkündete auch Fed-Gouverneurin Lael Brainard, dass es auf Sicht nicht zu einer Beschneidung der aktuellen QE-Programme, geschweige denn zu baldigen Zinserhöhungen in den USA, kommen werde.

Vielmehr wies vor allem Brainard darauf hin, dass die amerikanische Wirtschaft noch über einen längeren Zeitraum am QE-Tropf hängen werde. Selbst unter optimistischen Annahmen werde es Zeit benötigen, um Erfolge in Bezug auf eine nachhaltige Erholung der Wirtschaft zu erzielen.

In den durch Clarida getätigten Aussagen fanden die Ausführungen Brainards ein Echo. Bevor die Inflation in den USA nicht das selbst gesteckte Ziel der Fed in Höhe von zwei Prozent erreicht haben wird, sei mit geldpolitischen Änderungen nicht zu rechnen, so Clarida.

Diese Ausführungen berücksichtigend, stellt sich jedoch automatisch die Frage nach Wunsch und Wirklichkeit. Denn solange der offizielle Verbraucherpreisindex auf schamlose Weise manipuliert wird, dürfte die „gefühlte Inflation“ unter Verbrauchern im Vergleich mit den offiziellen Verlautbarungen anhand von Statistiken auch weiterhin eine gute Meile auseinanderliegen.

Bis hierin haben wir uns mit dem Lager der Super-Tauben im Offenmarktausschuss der Fed beschäftigt. Wie sieht es mit Blick auf die Falken aus? Als einer dieser Falken erweist sich Raphael Bostic, Chef der Fed of Atlanta, welcher der Auffassung ist, dass die amerikanische Ökonomie sich zur Jahresmitte als stärker erweisen könnte als zurzeit gemeinhin vermutet.

Eine solche Entwicklung würde laut Bostic den Weg zugunsten einer früher als erwartet einsetzenden Reduzierung der Bondankäufe durch die Fed sprechen, so Bostic in einem Interview gegenüber dem Sender Fox News. Geschockt zeigten sich viele Anleger als Bostic seine Sichtweise bekräftigte, darauf hinweisend, dass eine Reduzierung der Bondankäufe durch die Fed bereits früher als vielerorts angenommen einsetzen könnte – und zwar ab dem Sommer.

An den Bond- und Staatsanleihemärkten blieben diese Aussagen keineswegs ungehört, da die Zinsen auf zehnjährige US-Staatsanleihen sofort weiter kletterten, bis die Fed diese Aussagen ein wenig relativierte. Bostic ließ es sich jedoch nicht nehmen, in einer Folgeaussage darauf aufmerksam zu machen, dass die US-Zinssätze ab Mitte 2022 angehoben werden könnten.

Clarida und Brainard ließen hierauf nicht lange in der öffentlichen Diskussion auf sich warten, um kundzutun, dass mit Zinserhöhungen durch die Fed nicht vor 2023 zu rechnen sei. Einiges scheint darauf hinzuweisen, dass Bostic ein wenig an den Zügeln gezogen worden sein könnte.

Wie anders würde es sich erklären, dass Bostic seine Aussagen daraufhin ein wenig relativierte, indem er eine bislang schleppende Impfstoffdistribution für anhaltende Probleme in der heimischen Wirtschaft verantwortlich machte? Diese Probleme, so Bostic, könnten das Wachstum in den USA noch über einen längeren Zeitraum dämpfen.

An den US-Staatsanleihemärkten scheint es jedoch kaum mehr irgendwen zu interessieren, denn die Zinsen kletterten dort zuletzt weiter. Überraschend erfolgten diese Aussagen gewiss nicht, denn letzten Endes zeigt die Fed insgesamt lediglich Interesse an einer Schadenskontrolle, die das notwendige Resultat der eigenen Geldpolitik auffangen soll, heißt, die Vermögenspreise sollen weiter mit allen Mitteln gestützt und die Zinsen niedrig gehalten werden.

Als eine Überraschung erwiesen sich allerdings jene Aussagen, die kürzlich im Rahmen einer durch Goldman Sachs abgehaltenen Q&A-Konferenz getätigt worden sind. Denn Bostic ging dabei beiläufig auf das sich abzeichnende Endspiel in der Geldpolitik ein, namentlich ein durch die Regierung garantiertes Grundeinkommen für jedermann, der oder die dies möchte und zu akzeptieren bereit wäre. Bostic hierzu wörtlich:

Die Diskussionen um ein staatlich garantiertes Grundeinkommen ist grundlegend und wichtig. Wir sollten diese Diskussionen aus diesem Grund fortsetzen und über solche Dinge nachdenken.“

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Ein universelles Grundeinkommen für jedermann mag oberflächlich verlockend klingen, doch bei Licht betrachtet handelt es sich um nichts anderes als Freibier für alle, das einmal mehr aus der elektronischen Druckerpresse der Federal Reserve bezahlt würde.

Das US-Finanzministerium würde in unlimitierter Anzahl Schulden emittieren, um ein staatlich garantiertes Grundeinkommen für jedermann „zu finanzieren“. Die Fed würde die in einem solchen Fall emittierten Anleihen des Bundes wie ein Schwamm aufsaugen, so wie dies auch jetzt bereits der Fall ist.

Die Zinsen würden ab diesem Zeitpunkt offiziell wohl nie mehr steigen, was allerdings nicht heißen muss, dass sich aufgrund eines Mangels an Vertrauen in das System als solches ab einem gewissen Zeitpunkt Schwarzmärkte ausbilden, an denen ganz andere Kurse gelten und festgesetzt werden.

Zu beobachten bleibt, was geschehen wird, wenn die Zinsen in den USA weiter in Richtung von zwei bis 2,5 Prozent klettern werden. Um einen Zusammenbruch der größten Finanzblase aller Zeiten zu verhindern, wird die Fed spätestens ab diesem Zeitpunkt intervenieren müssen, um die Oberhand zurückzugewinnen, was nichts anderes bedeutet, als sich offiziell zu einer Kontrolle der Zinskurve zu bekennen.

Das Endspiel wird in diesem Fall nicht ein bedingungsloses Grundeinkommen, sondern ein geebneter Weg zur Hyperinflation samt Kollaps der Papierwährungen und Verelendung der Massen sein.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf einem Bericht auf der Seite des Finanzblogs Zerohedge.

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